Arzt hält Modell einer Niere hinter dem Rücken: Welche Bedeutung hat Vitamin D für das Organ?

Wie beeinflussen Vitamin D und Vitamin K die Nieren-Funktion?

Ein ausgeglichener Vitamin- und Nährstoffhaushalt trägt dazu bei, die Nierenfunktion optimal zu unterstützen. Aktuelle Studien zeigen, dass den Vitaminen D und K dabei ein wichtige Rolle zukommt. Erfahre hier mehr zu den Auswirkungen der beiden Vitamine auf die Nieren.

Bitte beachte: Die Hinweise im Text stellen keine Empfehlungen dar. Sie geben lediglich wissenschaftliche Studienergebnisse wieder.

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Verringert Vitamin D die Eiweißausscheidung bei chronischen Erkrankungen der Nieren?

Hintergrund: Es ist seit langem bekannt, dass die sogenannten Mikro-Albuminurie (Eiweißausscheidung über den Urin in kleinen Mengen) ein Marker für die glomeruläre Hyperfiltration (erhöhte Filterleistung der Nieren) und der Nierenfunktion ist. Eine vermehrte Eiweißausscheidung führt zu einem erhöhten Blutdruck. Trotz Behandlung und einer Blockade des RAASs (Renin-Angiotensin-Aldosteron System) bleibt meist eine geringe Restproteinurie (Rest-Eiweißausscheidung) zurück, deren langfristige Bedeutung für die Nierenfunktion unklar ist.

Studie: In einer aktuellen Meta-Analyse haben holländische Autoren in einem systematischen Review untersucht, inwieweit aktiviertes Vitamin D (Calcitriol) und ein synthetisches Vitamin D (Paricalcitriol) einen Einfluss auf die verbleibende Restproteinurie bei einer chronischen Nierenerkrankung, wie beispielsweise einer Niereninsuffizienz, ausüben.1

Ergebnisse: In die Auswertung konnten die Daten von 688 Patienten übernommen werden. Die meisten Patienten (84 Prozent) nahmen zur Blutdruckkontrolle noch einen Angiotensin-Converting-Enzyme-Hemmer (ACE-Hemmer) oder einen Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB) ein. Die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten führte zu einer Verringerung der Eiweißausscheidung von 16 Prozent im Vergleich zu einer Zunahme von 6 Prozent bei den Kontrollpatienten.

Bedeutung: Mit der aktuellen Studie konnte ein schwerer Verlauf von Nierenerkrankungen bei einem Vitamin-D-Mangel nachgewiesen werden. Dennoch bleibt weiter unklar, ob die Vitamin-D-Gabe bei Menschen mit ausreichender Versorgung des Vitamins einen hemmenden Einfluss auf das Fortschreiten chronischer Nierenerkrankungen besitzt.1,2

Ist das Nierenstein-Risiko mit dem Vitamin-K-Status und dem Matrix-Gla-Protein verbunden?

Hintergrund: Vitamin K ist ursprünglich für seine aktivierende Rolle bei den Gerinnungsproteinen bekannt. Es wurde bei seiner Entdeckung deshalb auch als Koagulationsvitamin (Gerinnungsvitamin) bezeichnet. Neben den Gerinnungsfaktoren gibt es weitere Proteine, die für ihre Funktionsfähigkeit über Vitamin K aktiviert werden müssen. Hierzu gehören die kleinen von glatten Muskelzellen und der Gefäßinnenhaut synthetisierten Matrix-Gla-Proteine (MGP). Vitamin-K-aktiviertes MGP spielt eine wichtige Rolle dabei, die Verkalkung von Weichteilen und Blutgefäßen zu verhindern. Dadurch hilft es, unsere lebenswichtigen Organe gesund und funktionstüchtig zu halten.

Studie: In der aktuellen Studie wurde untersucht, ob das Risiko von Nierensteinen bei einem Vitamin-K-Mangel zunimmt.3 Die Autoren haben versucht, diese Frage mit einem sehr aufwendigen Studiendesign (Mendelsche Randomisierung und genetischer MGP-Typisierung) zu beantworten.

Ergebnisse: Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass ein hoher Anteil an nicht-aktiviertem MGP das Risiko für Nierensteine erhöht. Im Ergebnis war ein hoher Anteil an inaktivem MGP ursächlich mit einem erhöhten Risiko für Nierensteine verknüpft.

Bedeutung: Vitamin K scheint in Abhängigkeit von der genetischen Ausstattung nicht nur bei der Verkalkung der Gefäße in Armen und Beinen, sondern auch bei der Bildung von Nierensteinen eine wichtige Rolle zu spielen.

Wie hängen Vitamine und Niereninsuffizienz zusammen?

Bei einer Niereninsuffizienz sind die Nieren nicht mehr in der Lage giftige Substanzen oder Stoffwechselendprodukte aus dem Blut herauszufiltern, damit sie über den Urin aus dem Körper befördert werden. Dadurch kann es zu Ablagerungen in den Blutgefäßen und damit zu weiteren schweren körperlichen Folgen kommen. Eine Dialyse soll das in fortgeschrittenen Fällen der Niereninsuffizienz verhindern.

Neben den für Ablagerungen gefährlichen Stoffen filtert die Dialyse aber auch andere wasserlösliche Vitamine (zum Beispiel Folsäure oder B-Vitamine) mit heraus.4 Um einem Mangel vorzubeugen, sollten Patienten diese Vitamine sowie Vitamin D und E in Absprache mit dem behandelnden Arzt ergänzend einnehmen.4,5 Außerdem bestimmt der Arzt, in welcher Dosis der Körper die einzelnen Vitamine benötigt. Das ist bei jeder Person individuell und richtet sich nach den vorhandenen Mengen im Organismus.

Menschen mit einer chronischen Niereninsuffizienz gehören zur Risikogruppe für einen Vitamin-D-Mangel.6 Durch die Erkrankung der Niere findet die Produktion der aktiven Form des Vitamins nur noch eingeschränkt statt.7 Bei Betroffenen sollte deshalb die Gabe von Vitamin D im Rahmen der Ernährungstherapie Berücksichtigung finden.5

Zu beachten:
Wer zu viel Vitamin D einnimmt, kann den Nieren schaden. Es kommt unter Umständen zu Nierensteinen oder einer dauerhaften Beeinträchtigung der Nieren.8

1 de Borst, Martin H., u. a. „Active Vitamin D Treatment for Reduction of Residual Proteinuria: A Systematic Review: A Systematic Review“. Journal of the American Society of Nephrology: JASN, Bd. 24, Nr. 11, 2013, S. 1863–1871, doi:10.1681/ASN.2013030203.

2 Lee, Juyeon, u. a. „The association between vitamin D deficiency and risk of renal event: Results from the Korean cohort study for outcomes in patients with chronic kidney disease (KNOW-CKD)“. Frontiers in medicine, Bd. 10, 2023, doi:10.3389/fmed.2023.1017459.

3 Wei, Fang-Fei, u. a. „The Risk of Nephrolithiasis Is Causally Related to Inactive Matrix Gla Protein, a Marker of Vitamin K Status: A Mendelian Randomization Study in a Flemish Population“. Nephrology, Dialysis, Transplantation: Official Publication of the European Dialysis and Transplant Association – European Renal Association, Bd. 33, Nr. 3, 2018, S. 514–522, doi:10.1093/ndt/gfx014.

4 „Ernährung bei chronischer Niereninsuffizienz“. Familiäre Zystennieren e.V. Broschüre. Zugegriffen 22. Juni 2023

5 „S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der AKE, der GESKES und der DGfN“. Aktuelle Ernahrungsmedizin, Bd. 40, Nr. 01, 2015, S. 21–37, doi:10.1055/s-0034-1387537.

6 „RKI – Gesundheit A-Z – Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D“. Rki.de, https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/Vitamin_D_FAQ-Liste.html. Zugegriffen 22. Juni 2023.

7 „Chronische Niereninsuffizienz“. Vidal MMI Germany GmbH, https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/chronische-niereninsuffizienz. Zugegriffen 22. Juni 2023.

8 „Nierenversagen und Hyperkalzämie nach Vitamin-D-Überdosierung“. Vidal MMI Germany GmbH, https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/vitamin-d-ueberdosierung. Zugegriffen 23. Juni 2023.

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