Frau sitzt entspannt an einer Wand: Wie hängen Vitamine und Nerven zusammen?

Vitamine: Was haben sie mit Nerven und Psyche zu tun?

Eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen ist nicht nur für den Körper, sondern auch für unsere Nerven wichtig. Hier erfährst Du, in welchem Zusammenhang Vitamine mit Gehirn und Psyche stehen und worauf Du bei Deiner Ernährung achten solltest!

Hinweis: Die Informationen im Text sind Zusammenfassungen wissenschaftlicher Studien und stellen keine Empfehlungen dar.

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Welche Rolle spielen Vitamine in Bezug auf Nerven und Psyche?

Vitamine beteiligen sich an vielen wichtigen Funktionen des Stoffwechsels und helfen so dem Körper, richtig zu funktionieren. Auch für Gehirn, Nerven und die Psyche spielen sie eine essenzielle Rolle:

  • Vitamine und Nerven: Vitamine des B-Komplexes wie Vitamin B1 (Thiamin), B3 (Niacin), B6 und B12), aber auch Vitamin C tragen zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei.1 Besonders Vitamin B1 braucht der Körper zur Reizübermittlung vom Nerv zum Muskel und für die Weiterleitung einer Erregung in Muskelzellen.2
  • Vitamine und Gehirn: Vitamin A ist für den Sehvorgang (beziehungsweise die Augen) notwendig.2 Vitamin C und E schützen es gesunde Zellen vor freien Radikalen (aggressiven Sauerstoffverbindungen, die an Alterungsprozessen oder der Entstehung bestimmter Erkrankungen beteiligt sind).2 Die Vitamine B1, B6 und B12 fördern zudem Aufmerksamkeit, Konzentration und Stimmung.3
  • Vitamine und Psyche: Vitamin D ist an der Produktion von Serotonin beteiligt, einem Neurotransmitter, der eine bedeutende Funktion bei der Stimmungsregulierung übernimmt.4

Mit den richtigen Lebensmitteln alle wichtigen Vitamine aufnehmen

Wenn manche Situationen im Alltag Deine Nerven strapazieren oder einzelne Erlebnisse auf Deine Psyche schlagen, ist es sinnvoll, darauf zu achten, dass Du mit Deiner Ernährung alle wichtigen Nährstoffe zu Dir nimmst.

Vielleicht hast Du schon einmal den Begriff „Nervennahrung“ gehört? Im wahrsten Sinne hat die Ernährung Einfluss auf unser Nervensystem: Indem Du Dich gesund, ausgewogen und bunt ernährst, kannst Du bereits viel erreichen und für Gehirn, Nerven und Psyche etwas Gutes tun.5 Zudem hilft die Versorgung mit Vitaminen dabei, Stress abzubauen, die Stimmung zu verbessern und die geistige Leistungsfähigkeit zu unterstützen.

Um die positiven Effekte für Dich nutzen zu können, sollten vor allem Lebensmittel mit Vitamin B1, B2 und C auf Deinem Speisplan stehen: Sie liefern den Nerven wertvolle Energie und stärken Deine Konzentrationsfähigkeit.8 Besonders gehaltvolle Energielieferanten sind Nahrungsmittel wie Nüsse, getrocknete Früchte, Paprika, Avocados, Hülsenfrüchte und Fisch.

Studienergebnisse: Die Rolle von Vitamin D bei psychischen Erkrankungen

Bei psychischen Krankheiten kann es hilfreich sein, einen Blick auf die Vitaminversorgung zu werfen. Speziell zu Vitamin D, das notwendig für das Gehirn und Nervensystem ist, gibt es zahlreiche Studien, die sich mit seiner Rolle bei psychischen Erkrankungen auseinandersetzen. Untersuchungen belegten bereits, dass ein Mangel mit einem erhöhten Risiko für verschiedene psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Atemwegs- und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht werden kann.6

Vitamin D und Depressionen: Studie zeigt positiven Effekt auf depressive Symptome

Depressionen sind häufige psychische Erkrankungen, besonders bei älteren Menschen.7 Sie beeinträchtigen die Lebensqualität und erhöhen das Krankheits- und Sterberisiko. Eine klinische Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen und der Vitamin-D-Konzentration im Blutserum der teilnehmenden Personen. Patienten mit einem vergleichsweise niedrigen Vitamin-D-Spiegel (unter 30 ng/ml) erhielten täglich eine bestimmte Menge (1000 IE) des Vitamins als Ergänzung.10 Auch die depressiven Symptome wurden zum Start und Ende der Behandlung sowie 6 Wochen nach der Entlassung aus der Tagesklinik erfasst.

Zu Beginn ließ sich kein Zusammenhang zwischen der Schwere der Symptome und der Vitamin-D-Konzentration feststellen. Jedoch zeigten Patienten mit einem höheren Vitamin-D-Spiegel im Verlauf der Untersuchung einen stärkeren Rückgang ihrer depressiven Symptome.10

Weitere umfangreiche Studien sind jedoch notwendig, um den genauen Zusammenhang zu klären und fundierte Behandlungsentscheidungen treffen zu können. Die Gabe von Vitamin D allein ist keine geeignete Lösung für die Therapie von Depressionen. Dafür erfordert es in der Regel ganzheitliche Behandlungen einschließlich Psychotherapie und Medikamente.

Einfluss von Vitamin D auf kognitive Fähigkeiten und psychische Gesundheit

Eine weitere Studie gab Aufschluss darüber, ob die zusätzliche Einnahme von Vitamin D im Winter bei norwegischen Jugendlichen den Vitamin-D-Status, die Leistungsfähigkeit und die selbst wahrgenommene psychische Gesundheit beeinflusst. Die 50 teilnehmenden Jugendlichen – im Alter von 13 bis 14 Jahren – wurden in 2 Gruppen eingeteilt: Eine davon erhielt Vitamin D-Perlen, die andere Placebo-Perlen (Schein-Präparate, die gar kein Vitamin D enthalten).8 Vor Beginn und nach der Studie wurden Blut- sowie kognitive Tests durchgeführt und Fragebögen zur Verhaltensbewertung ausgefüllt.

Die Ergebnisse zeigten, dass Teilnehmer mit niedrigem Vitamin-D-Spiegel bei den kognitiven Tests schlechter abschnitten, häufiger Verhaltensprobleme hatten und Aufmerksamkeitsdefizite aufwiesen. Dagegen führte die ergänzende Einnahme von Vitamin D zu einem Anstieg des Vitamin-D-Spiegels und verbesserte die Leistung bei den anspruchsvollsten Aufgaben eines Tests – bei den leichteren Übungen ließen sich keine Unterschiede feststellen. Auch die selbst wahrgenommene Gesundheit war in der Vitamin-D-Gruppe besser als in der Placebo-Gruppe.

Natürliche Strategien gegen Depressionen: Nutraceutika als vielversprechende Option

Immer mehr Forschende interessieren sich für Strategien zur Verbesserung der Wirkung von Antidepressiva. Eine vielversprechende Möglichkeit ist die zusätzliche Einnahme von bestimmten Nährstoffen, sogenannte Nutraceutika. Diese können auf natürliche Weise die chemischen Prozesse im Gehirn beeinflussen, die beispielsweise bei Depressionen eine Rolle spielen.9 Um der Beantwortung dieser Frage auf den Grund zu gehen, erfolgte eine systematische Überprüfung einzelner Veröffentlichungen zu dieser Forschungsfrage.

Dafür suchten die Forschenden nach klinischen Studien, in denen ergänzende Nährstoffe zur Behandlung von Depressionen zum Einsatz kamen. Vor allem für bestimmte Nährstoffe wie SAMe (S-Adenosylmethionin), Methylfolat, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D stellten sie positive Effekte fest. Für andere Nährstoffe wie Zink, Folsäure und Vitamin C fiel das Fazit gemischt aus.

Die Ergebnisse legen nahe, dass besonders eine gezielte Ergänzung der Ernährung mit SAMe, Methylfolat, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D zu einer Verbesserung der depressiven Symptome führen kann. Dennoch sind auch in diesem Bereich der Forschung für aussagekräftige Belege noch weitere Studien erforderlich.

1 VERORDNUNG (EU) Nr. 432/2012 DER KOMMISSION vom 16. Mai 2012 zur Festlegung einer Liste zulässiger anderer gesundheitsbezogener Angaben über Lebensmittel als Angaben über die Reduzierung eines Krankheitsrisikos sowie die Entwicklung und die Gesundheit von Kindern. https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32012R0432&from=DE.

2 Ngabe, A., u. a. „Auszug aus der deutschen Liste nach Art. 13 Abs. 2 der Verordnung (EG) Nr. 1924/2006: Zuordnung der gesundheitsbezogenen Angaben zur Empfehlung ‚nationales Screening ergab vorbehaltlich der Prüfung der EFSA keine Hinderungsgründe gegen die Aufnahme in die Gemeinschaftsliste‘ – Vitamine“. Bund.de, https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/01_Lebensmittel/healthclaims/dok2.pdf?__blob=publicationFile&v=4. Zugegriffen 12. Februar 2024.

3 „Essen und Gehirn“. VerbraucherService Bayern, https://www.vis.bayern.de/essen_trinken/ernaehrungsformen/essen_und_gehirn.htm. Zugegriffen 22. Juni 2023.

4 „Mit Vitamin D gegen Depressionen?“ springermedizin.de, https://www.springermedizin.de/schuetzt-eine-vitamin-d-supplementation-vor-depressionen-/20206116. Zugegriffen 22. Juni 2023.

5 „Vitamine: So wichtig sind sie für den Stoffwechsel“. Techniker Krankenkasse. https://www.tk.de/techniker/magazin/ernaehrung/essen-und-wissen/vitamine-wichtig-fuer-stoffwechsel-2004728. Zugegriffen 22. Juni 2023.

6 „Guter Vitamin-D-Status kann vor akuten Atemwegsinfektionen schützen“. DGE, https://www.dge.de/presse/meldungen/2020/guter-vitamin-d-status-kann-vor-akuten-atemwegsinfektionen-schuetzen/. Zugegriffen 23. Juni 2023.

7 Zech, L. D., Scherf-Clavel, M., Daniels, C., Schwab, M., Deckert, J., Unterecker, S., & Herr, A. S. (2021). Patients with higher vitamin D levels show stronger improvement of self-reported depressive symptoms in psychogeriatric day-care setting. Journal of Neural Transmission (Vienna, Austria), 128(8), 1233–1238. https://doi.org/10.1007/s00702-021-02385-1.

8 Grung, B., Sandvik, A. M., Hjelle, K., Dahl, L., Frøyland, L., Nygård, I., & Hansen, A. L. (2017). Linking vitamin D status, executive functioning and self-perceived mental health in adolescents through multivariate analysis: A randomized double-blind placebo control trial. Scandinavian Journal of Psychology, 58(2), 123–130. https://doi.org/10.1111/sjop.12353.

9 Sarris, J., Murphy, J., Mischoulon, D., Papakostas, G. I., Fava, M., Berk, M., & Ng, C. H. (2016). Adjunctive nutraceuticals for depression: A systematic review and meta-analyses. The American Journal of Psychiatry, 173(6), 575–587. https://doi.org/10.1176/appi.ajp.2016.15091228.

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